Landesverbandstag des Metall-Handwerks in Berchtesgaden – Konjunkturelle Sorgen und Fachkräftemangel trüben das Erfolgsbild

Bayern ohne Metallbau ist unmöglich“
Landesverbandstag des Metall-Handwerks in Berchtesgaden – Konjunkturelle Sorgen und Fachkräftemangel trüben das Erfolgsbild

Rund 50 Vertreter der bayerischen Metall-Innungen, die rund 2.000 Betriebe des bayerischen Metallhandwerks repräsentieren, waren zum Landesverbandstag des Fachverband Metall Bayern nach Berchtesgaden gekommen. Dabei wurde an drei Tagen fachlich konzentriert gearbeitet, beraten und diskutiert. Ein intensiver Austausch unter Fachkollegen – gespickt mit Reden und Grußworten aus der Kommunal- und Landespolitik – stand dann am Freitag Abend beim Festabend auf dem Programm, bei dem die Metaller deutlich machten, dass sie nicht nur vom Geländer-, Treppen- und dem Metallbau im Gesamten ihr Handwerk  verstehen, sondern auch vom gemütlichen gemeinsamen Feiern mit Fachkollegen aus ganz Bayern. 

Obermeister Wolfgang Petry sagte zur Begrüßung im vollbesetzten Saal des Hotel Edelweiß in Berchtesgaden: „Ich habe heute einen wunderbaren Tag mit euch Kollegen erlebt. Das macht Innung für mich aus. Wir stehen zusammen in den gleichen Problem, die wir haben.“ Er schätze den Austausch mit den weiteren Obermeistern und Meisterkollegen.

Landesinnungsmeister Detlef Lurz würdigte die „hervorragende Vorbereitung des Verbandstages“ und nannte namentlich Obermeister Wolfgang Petry, seinen Stellvertreter Fritz Graßl und die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle der Kreishandwerkerschaft Traunstein-Berchtesgadener Land. „Es ist ihnen gelungen, durch die perfekte Organisation den Rahmen für unsere fachlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen zu geben.“ Sie hätten damit maßgeblich zum Gelingen der beruflichen Jahrestagung beigetragen. Dafür gab es zum Ende der Veranstaltung eine Reihe von Blumensträußen für die Beteiligten.

Metallbau zentraler Wirtschaftsfaktor

Bayern ohne Metallbau ist unvorstellbar!“ sagte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und fügte hinzu: „Landwirtschaft ohne Metallbau ist fast noch unvorstellbarer!“. Das Metallhandwerk sei Partner für die Landwirtschaft und ein verlässlicher Partner sowei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den Freistaat und vor allem den ländlichen Raum  - unterlegt mit 20 Milliarden Jahresumsatz, 140.000 Beschäftigten und 6.500 Auszubildenden.  Hinter diesen Zahlen stünden hart arbeitende  Menschen, Familienbetriebe in bis zu vierter Generation. Verfügbarkeit von Handwerksleistungen vor Ort stünden für Lebensqualität und seien ein Qualitätsmerkmal für den regionalen Standort. Es brauche mehr Wertschätzung und Unterstützung. Sie betonte, dass es falsch sei „schon den Kindern das Gefühl zu vermitteln, dass sie nur dann etwas wert seien, wenn sie einen Doktortitel haben.“ Man brauche „Master und Meister!“. Die Bayerische Staatregierung stelle eine Gleichheit der kostenfreien Meisterprüfung und dem Studium her. Wenn es um die berufliche Bildung gehe sei es wichtig Rückenwind zu geben. Es sei nötig, nicht nur Universitäten finanziell zu unterstützen, sondern auch die Bildungszentren der Handwerkskammern.

Sie mache sich Sorgen um die Wirtschaft in Deutschland, was auch für Bayern gelte. Bürokratiemonster, und exorbitant steigende Energiekosten seien nur einige Problempunkte, die gerade dem Mittelstand enorm zu schaffen machen würden. Bayern ziehe für höhere Erbschaftssteuer-Freibeträge vor das Verfassungsgericht. Die Übergabe an nachfolgende Generationen dürfe nicht zu Lasten der Unternehmen gehen waren Themen ihrer mit viel Applaus bedachten Rede.  

Metall-Handwerk auch in heimischen Landkreisen bedeutend

„Das Metall-Handwerk ist einer der bedeutenden Wirtschaftssektoren in Bayern und auch im Berchtesgadener Land ein wesentlicher Motor für den wirtschaftlichen Erfolg“ sagte der Landrat des Gastgeber-Landkreises Bernhard Kern. Das bayerische Handwerk stehe dabei für hohe Qualität, Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Nachhaltigkeit.  Aktuell sei auch das Handwerk mit großen Herausforderungen in der Gewinnung und im Halten von Fachkräften konfrontiert. Er monierte die zunehmende Bürokratie, mit der auch die Metaller konfrontiert seien. Es sei eine gemeinsame Zukunftsaufgabe, den Fachkräftebedarf zu sichern. Man habe und entwickle innovative Ideen dazu. „Es muss uns gelingen junge Leute für das Handwerk zu gewinnen“ forderte er eine gemeinsame Anstrengung. Nicht nur das Studium sondern auch durch eine qualifizierte Ausbildung könne man im Berufsleben erfolgreich sein.

Traunsteins Landrat Siegfried Walch zeigte sich von der Bedeutung des Handwerks für die heimische Region überzeugt: Landwirtschaft und das Handwerk seien die Basis für eine erfolgreiche Wirtschaft. Dabei wolle der Landkreis die Ausbildung zum zentralen Markenkern machen, weshalb man in den kommenden Jahren rund 300 Millionen Euro in die berufliche Bildung investiere. Er rief dazu auf, die „Wertigkeit von Ausbildung gegenüber der akademischen Bildung zu thematisieren. „Gesellschaftlich muss sich die Wertigkeit verändern.“ Die Wertschöpfung in Mittelstand und Handwerk lasse viele Menschen am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben.

Mit Blick auf die eine oder andere politische Entscheidung aus Berlin sagte er, er mache sich Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung im Land, die gerade auch das Handwerk belaste: „Für euch ist das aber keine Betriebsstätte die man ins Ausland verlagern kann. Das ist eure Heimat!“. 

Christian Metges, Vizepräsident Bundesverband Metall würdigte das hohe ehrenamtliche Engagement von Fritz Zeindl aus Schliersee-Neuhaus für das Metallhandwerk und überreichte ihm die Ehren-Medaille des Fachverbandes. Und da im Handwerk in hohem Maße auch die Familie eingebunden und im Geschäftsbetrieb involviert sei, wurde seien Ehefrau Marlene Zeindl mit geehrt.

Für den überaus erfolgreichen Metall-Gesellen Christian Hopf aus Oberneukirchen gab es eine Urkunde für seinen letztjährigen Erfolg als Bundessieger im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks.

Handwerk steht für Gemeinschaft

Franz-Xaver Peteranderl, Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern betonte in seinem Grußwort: „Wir brauchen den Nachwuchs. Wir brauchen aber auch Betriebsnachfolger!“. Stünden doch viele Betriebsinhaber vor der Entscheidung in den kommenden Jahren möglicherweise ihren Betrieb aufzugeben. Er sagte, dass das Handwerk – auch an diesem Abend – Gemeinschaft pflege. „Wir bilden Gemeinschaft!“. Er machte deutlich, dass die Gesellschaft ohne Handwerker auch in vielen ehrenamtlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens verarme. Peteranderl monierte, dass die derzeitige Bundesregierung gerade auch im privaten Wohnungsbau keine Konzepte vorlege, um der Wohnungsnot und dem Nichterreichen der gesteckten Neubauziele aktiv entgegen zu wirken.

Von vielen Teilnehmern bekam die Metall-Innung Traunstein-Berchtesgadener Land und die mit der praktischen Ausrichtung des Verbandstages betraute heimische Kreishandwerkerschaft viel Lob für die gute und reibungslose Durchführung des Verbandstages, wo neben den fachlichen Veranstaltungen vor allem auch ein gut durchdachtes Rahmenprogramm mit heimischen Sehenswürdigkeiten begeisterte. Auch ein Motivationsvortrag des Extrembergsteigers Thomas Huber war so ganz nach dem Geschmack der Besucher und Teilnehmer aus ganz Bayern, die nach drei Tagen in der Region am Samstag wieder die Heimreise antraten.  

Text und Foto: Andreas Wittenzellner

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Richard Tauber

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